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Offener Brief: RYANAIR soll in Frankfurt landen!

von Albert Ebhart

Die aktuellen Vorgänge am Frankfurter Flughafen haben die BIS veranlasst, einen offenen Brief an den hessischen Minister Herrn Tarek Al-Wazir zu senden.

Das Schreiben wurde zusätzlich an die Presse weitergeleitet. 



Autor: Herr Wolfgang Heubner; Sprecherkreis der BIS Bürgerinitiative Sachsenhausen

 

Herrn

Tarek Al-Wazir

Hessischer Minister für Wirtschaft,

Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Kaiser-Friedrich-Ring 75
65183 Wiesbaden

 

 

RYANAIR soll in Frankfurt landen!    Offener Brief

 

Sehr geehrter Herr Minister Al-Wazir,

 

unseres Wissens  ist dem von FRAPORT gestellten Antrag auf Änderung der Flughafenentgelte ab 2017 durch Ihre Behörde bisher noch nicht entsprochen worden. Trotzdem müssen wir eine Ankündigung von FRAPORT aus der Presse lesen, dass FRAPORT ab dem Sommerfahrplan 2017,  RYANAIR vom Flughafen Frankfurt aus  fliegen lassen will.


So wie wir RYANAIR kennen gelernt haben, geht dies nur mit erheblichen Abschlägen bei den Flughafenentgelten.

Wie lässt sich dies mit dem Koalitionsvertrag vereinbaren, in dem, wie auf der Homepage Ihres Ministeriums zu lesen ist:


Bodenverkehrsdienste
Die Koalitionspartner sind sich einig, dass eine grundsätzliche Öffnung des Marktzugangs zu Bodenverkehrsleistungen durch das Auftreten von Billiganbietern zu Verschlechterungen von Arbeitsbedingungen und Arbeitslöhnen, zu hoher Personalfluktuation und damit zugleich zu erheblichen Beeinträchtigungen der Präzision der Abläufe und der Sicherheitslage an den Flughäfen führen würde. Wir sind der Auffassung, dass in einem so zentralen Kernbereich eines Flughafens wie den Bodenverkehrsdiensten Sicherheit und Qualität nicht verhandelbar sind.“


Wurde der Koalitionsvertrag nochmals geändert? Oder, was ist geschehen, dass FRAPORT so reagieren kann. Ist dies mit Ihrem Ministerium abgestimmt? Ist dies mit den Hauptanteilseignern dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt abgesprochen? Oder ist dies ein Alleingang der FRAPORT AG, um damit Druck auf die Politik und auch auf Ihr Lärmobergrenzen Modell auszuüben?


Das  Vorgehen von FRAPORT AG  bedeutet eine komplette Strategieänderung des bisherigen Geschäftsmodells. Die Strategieänderung führt zwangsläufig noch weiter weg von einem Premiumflughafen, der Frankfurt mal war, hin zu einem NN Billigflughafen mit einem Verfall der Flughafenentgelte und v.a.m.. Damit wird eine Preisspirale bezüglich der Flughafenentgelte losgetreten, an der auch alle anderen, bisher am Flughafen vertretenen Fluggesellschaften, mit teilnehmen werden. Dies hat die Lufthansa soeben auch angekündigt und sie ist, mit immerhin 60 %, größter  Nutzer des Flughafens und so jemand verprellt man nicht!


Bereits heute sind die Bereiche Aviation und Groundhandling mit nur 23% am Gesamt-EBIT beteiligt und diese Bereiche werden dann zwangsläufig in die roten Zahlen abrutschen. Auch der Bereich Retail&Real Estate wird davon keinen Vorteil haben, denn das von FRAPORT seit Jahren ausgegebene Ziel, den pro Kopf Umsatz je Passagier auf 4 EURO zu steigern  wird damit nicht erreicht werden. Die Passagiere der Billigflieger werden schnellst möglich durch die Terminals gejagt, damit die Verweildauer der Flieger, wie dies FRAPORT RYANAIR zugesagt haben will, nur 35 Minuten dauern soll. Somit wird auch der bisherige Hauptrenditeträger Retail&Real Estate, der immerhin in 2015 mit 57 % am Gesamt-EBIT beteiligt war, ebenso unter dieser Strategie massiv absacken.


RYANAIR wird T3 nicht  nutzen wollen. Wozu benötigen wir dann noch Terminal 3. Auch  ist die Nord West Landebahn für RYANAIR tabu, weil hier die Rangierdauer vom Zeitpunkt des Verlassens der Landebahn, bis zum Erreichen der Parkposition fast doppelt so lange dauert, wie auf der Center- oder Südbahn. Somit werden die anderen Gesellschaften gezwungener maßen mehr auf die Nordwest Landebahn verlagert. Dies führt dann unweigerlich zu einer Lärmerhöhung aller, von den Anflügen auf die Nord West Landebahn, betroffenen Anwohner.  


Mit RYANAIR wird sich auch der Druck auf die Abfertigung der Mitarbeiter deutlich erhöhen und die vor Jahren von FRAPORT schon losgetretene die Abwärtsspirale bei den Löhnen, wird sich noch weiter nach unten drehen. Auch wird das Personal-Karussell sich noch schneller drehen, als es bisher schon war, denn sie Personalfluktuation liegt schon seit Jahren über 10%, was eindeutig zu einer Qualitätsverschlechterung geführt hat und nun noch weiter führen wird. RYANAIR ist auch bekannt dafür, dass es seine Mitarbeiter im unteren Lohnsegment hält und bezgl. der Beschäftigung seiner  Piloten ist sogar noch eine Klage der EU wegen Umgehung der Sozialversicherungspflicht anhängig. Solche Unternehmen, die Ihre Arbeitnehmer wie Fußabtreter behandeln, sind in Frankfurt fehl am Platze.


Mit der vom FRAPORT Vorstand eingeschlagenen Strategie, gefährdet dieser massiv den wirtschaftlichen Bestand des Unternehmens, wie dies auch aus den Reaktionen der anderen Fluggesellschaften herauszulesen ist. Wo ist das Konzept, mit dem FRAPORT darstellt, wie es den wirtschaftlichen Erfolg des Flughafens beim verstärkten Einsatz von Billigfliegern sichern will? Gibt es überhaupt ein solches Konzept oder ist dies von FRAPORT nur blinder Aktionismus, weil Sie nicht mehr weiter wissen. FRAPORT wird wahrscheinlich bei einer solchen Frage mit euphorischen Prognosen antworten. Was davon zu halten ist kennen wir ja schon aus dem Planfeststellungsbeschlussverfahren zu genüge, denn alle  gemachten Prognosen lagen deutlich daneben.


Sollte der Vorstand von FRAPORT die Verhandlungen mit RYANAIR ohne Wissen der Anteilseigner und ohne Abstimmung mit Ihrem Ministerium durchgeführt haben, müssen wir hinter dem gesamten Vorstand ein großes Fragezeichen setzen. Ein Vorstand, der nur mit blindem Aktionismus reagiert, hat seine Aufgaben nicht mehr im Griff und sollte schnellstmöglich abberufen werden.


Aus den o. a. Gründen fordern wir Sie auf, dem Antrag der FRAPORT AG auf Veränderung der Flughafenentgelte und auf das geforderte Incentive-Programm, abzulehnen.

 

Frankfurt, 02. November 2016

 

Wolfgang Heubner

Sprecherkreis der Bürgerinitiative Sachsenhausen

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